Das Leben auf dem Schiff

Mittlerweile sind wir 11 Tage auf See und langweilig wurde uns bisher noch nicht.

Übung01Es gibt immer was zu sehen: sehr viel Wasser, große Schiffe, kleine Schiffe, Schleusenmanöver, Tratschwellen*, Hubschrauber-Einsätze, Delfine, „Wal-Fontänen“, große Häfen mit merkwürdigen Fahrzeugen, sehr viel Himmel, noch mehr Schiffe, Möwen, die Moloch*, Quallen und noch mehr Wasser. (* nachzulesen in „Die 13 ½ Leben des Käpt´n Blaubär“ v. Walter Moers)

P1090983Was wir sonst noch so machen: viel lesen, schlafen (das ständige Geschaukele macht einen irgendwie müde), Seemannsgarn spinnen, Vokabeln lernen, Musik machen, faul in der Sonne liegen, wieder auf´s Meer gucken, ein Schwätzchen mit anderen Passagieren halten und immer mal wieder was essen (8:00 Frühstück, 11:00 (!) Mittagessen und 18:00 Abendessen). Gelegentlich ist auch mal ein Landgang drin.

Seit Antwerpen sind wir 12 Passagiere an Bord: 2 französische Renter-Pärchen, ein (frz.) Vater mit fünfjähriger Tochter, 1 spanisches Lehrerpaar (ebenfalls Sabatical), 1 serbisch-schweizerdeutsches Pärchen und wir. Quasi „tutto completto“.

Es herrscht ein buntes Sprachengemisch, dazu kommt noch die (ebenfalls überwiegend nette) italienisch – bulgarisch – filippinische Mannschaft mit insgesamt 26 Männern. Somit haben wir, falls es mal ernst wird, noch richtig viel Platz im Rettungsboot – dort passen nämlich 42 Personen rein, und können uns in mind. acht Sprachen Witze erzählen.

In Antwerpen wurde unser Koch Antonio offensichtlich mit neuen Lebensmittal beliefert, denn plötzlich und unvermutet tauchen Salat, Gemüse und Obst auf den Tellern auf und das Essen ist abwechslungsreicher geworden. Selbst der Kaffee schmeckt nicht mehr so „Bäh!“.

Heute hat Burkhard auch schon einen Fuß in die Kombüse setzen dürfen und Antonios Rezept für gegrillten Pulpo in Erfahrung gebracht…!

Unser erstes Konzert haben wir auch schon gegeben – allerdings mit französischen Chansons. Und zwar für Marie-Luise und George, die (im Alter von 72 bzw. 80) Südamerika mit ihrem Camper sieben Monate lang bereist haben. Da sie sich bereits auf ihrer Rückreise befanden, sind sie leider in Antwerpen wieder von Bord.

Um die italienische Besatzung bei Laune zu halten, überlegen wir ernsthaft „Felicitá“ (ihr erinnert euch… Albano und Romina Power… und nicht zu vergessen Hape Kerkeling und Margarete Schreinemakers) einzuüben – könnte sich allerdings auch als ein Schuss nach hinten erweisen… wir trauen uns noch nicht ganz….

 

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Inzwischen sind wir in Dakar/Senegal angekommen.

Mal schauen, ob wir heute oder morgen an Land dürfen… (die Kommunikation an Bord verläuft oft etwas schleppend und die Aussagen bzgl. Landgang sind meist sehr widersprüchlich – Frachtschifffahrt ist halt noch ´ne richtige Männerdomäne, so nach dem Motto: „Kommunikation wird total überbewertet!“).

Gestern Abend haben wir unsere beiden Mitreisenden Olivier und seine Tochter Maeline mit einem kleinen Konzert verabschiedet. Olivier arbeitet seit sechs Jahren an einer französisch-senegalesischen Grundschule in Dakar. Im Anschluss an unser Konzert hat uns Maeline noch ein paar Lieder auf ihrer (1/4-)Geige vorgespielt.

Was es sonst noch Neues zu Sehen gab:

hell leuchtende Quallen im nächtlichen Meer (sah aus, als würden sie dauernd einen Kurzschluss fabrizieren… vielleicht waren es aber auch ganz andere Tiere?), jede Menge fliegende Fische, ein toller Sternenhimmel, Zwergpiraten, eine Schildkröte auf dem Weg nach Südamerika, westafrikanische Hafenmanöver und jede Menge Milane im Hafenbecken von Dakar.

Unsere Spanisch- Kenntnisse setzen wir furchtlos in der Kommunikation mit unseren spanischen Mitreisenden, Maria-Karmen und Julen, um. Und sie scheinen uns auch ganz gut zu verstehen – auf jeden Fall machen sie mal so.

Unsere Lieblingsbasken haben ein Video auf YouTube gestellt.