Chile / Mitte

Von Puerto Montt aus geht es in den „kleinen Süden“: in das Land der Araukarien, Vulkane und Seen. Es ist auch das Gebiet der Mapuche, die hier bis heute um ihr Land kämpfen.

Am Westufer des Lago Llanquihue fahren wir bis nach Frutillar.

Frutillar ist der Einfluss der deutschen Auswanderer, die sich hier Ende des 19.Jahrhunderts niederließen, anzusehen:
in den Vorgärten stehen Gartenzwerge, die Häuser sind pittoresk herausgeputzt und nachmittags gibt es vielerorts Kaffee und Kuchen.

Wir kommen zufällig in der Zeit der „Semanas Musicales“ an und damit in den Genuss, zwei klassische Konzerte im „Teatro del Lago“ zu besuchen.
Der Bau aus Glas und Holz direkt am Ufer des Sees mit Blick auf den Vulkan Osorno ist beeindruckend schön und hat eine tolle Akustik!

Beim abendlichen Konzert treffen wir auf Gabi, Jürgen, Conny und Georg aus Deutschland.

Wir tauschen uns über Reiseerfahrungen in Südamerika aus und bewundern am nächsten Tag gegenseitig unsere Reisemobile.
Über Gabi und Jürgen, die beide ebenfalls einen alten Toyota fahren, bekommen wir Kontakt zu Edgardo, einem absolut toyotabegeisterten Chilenen. Und da wir wieder ein klitzekleines Problem mit unserem Landcruiser haben (Zwischenfall mit einer Gabione…), setzen wir uns kurzerhand mit ihm in Verbindung. Später dazu mehr.

Leider sind aufgrund der zahlreichen Waldbrände die meisten Nationalparks in diesem Sommer in Zentralchile geschlossen.
Daher fahren wir auf Empfehlung (s.o.) zunächst einmal weiter nach Villarica und übernachten dort am Fuß des gleichnamigen Vulkans.
Der Vulkan kam Anfang 2015 in den Schlagzeilen, als er spektakulär ausbrach: Asche, Lava, Rauch flogen weit durch die Luft, Gegenden am Fuß des Vulkans wurden evakuiert. Er ist weiterhin aktiv, was nachts besonders schön aussieht, wenn rötlicher Rauch aus dem Krater aufsteigt und sich darüber der sternenklare Nachthimmel spannt (leider mit unserer Kamera nicht zu fotografieren…)- aber der Anblick tagsüber ist auch nicht schlecht!

Über Temuco, dessen berühmten Markt wir leider nicht besuchen können, da er in diesem Jahr abgebrannt ist, geht es weiter nach Concepcion.

Concepcion ist die zweitgrößte Stadt Chiles und das wichtigste Industriezentrum des Landes.
Die Geschichte Concepcions ist lang und voller Katastrophen: Mapuche-Aufstände und immer wieder schwere Erdbeben haben kaum etwas von der historischen Substanz der Stadt, die immerhin schon 1550 gegründet wurde, übrig gelassen. Als würde das nicht schon reichen, ist Concepcion natürlich auch von den aktuellen Waldbränden betroffen! Am Stadtrand sind verkohlte Baumstämme und Felder zu sehen… wir werden später erfahren, dass noch bis vor ein paar Tagen dicker Qualm über der Stadt lag.

In Concepcion wollen wir uns mit Edgardo, dem Fachmann für alte Toyotas treffen. Vermutlich muss der Führungsarm am Cruiser gerichtet bzw. ersetzt werden und wir erhoffen uns von ihm Hilfe.
Da Concepcion ziemlich groß ist, wählen wir als Treffpunkt ein großes Einkaufszentrum, müssen aber feststellen, dass es davon mehrere in der Stadt gibt, das dazugehörige WIFI nicht funktioniert, unsere chilenische SIM-Karte zu allem Überfluss auch noch spinnt…aber irgendwie findet uns der gute Edgardo nach einigem Hin und Her trotzdem!

Mit seinem alten VW-Käfer fährt er auf dem Parkplatz vor, begrüßt uns kurz, legt sich direkt unter unser Auto, begutachtete den Schaden, geht an seinen Kofferraum und und holt dort einen gebrauchten „ Führungsarm“ raus. Ist zwar von einem 80er-Modell, müsste aber nach seinem Wissen und nach einer ausführlichen Recherche in diversen Internetforen auch für unseren HZJ 78 passen – hat er kurzerhand über einen Freund in Valparaiso organisiert.

Edgardo ist unser Sechser im Lotto!!! Er ist nicht nur ausgesprochen nett und hilfsbereit, zeigt uns die Gegend und lässt uns auf seinem Grundstück übernachten, sondern verfügt auch über unglaubliche Fachkenntnis, viele Kontakte und kennt eine Werkstatt, die den Schaden beheben kann. Wir sind restlos begeistert!

Den nächsten Tag verbringen wir gemeinsam in der Werkstatt: der Querlenker wird ausgebaut, das gebrauchte Ersatzteil passend gemacht, die Spurstange gerade gebogen, alles wieder zusammengebaut, zwischendurch baut ein Werkzeugmacher uns ein passendes Werkzeug…

Vorher

Nachher

In einem ruhigen Moment nimmt mich der Chef der Werkstatt zur Seite und fragt mich, ob wir überhaupt wüssten, wieviel Glück wir hätten: Edgardo sei chileweit der Einzige, der besondere Toyota-Ersatzteile besorgen könne und über das nötige Wissen verfüge, was wie wo passt. Außerdem sei es normalerweise schwer, ihn überhaupt zu fassen zu bekommen – sein Spitzname sei „Fantasma“, da er überall und nirgends sei.


Ja, wir wissen wieviel Glück wir mit ihm haben!
Nach einem halben Tag in der Werkstatt ist alles repariert: unser Cruiser lenkt sich wieder wie gehabt. Wir verabschieden uns dankbar und fahren weiter in Richtung Landeshauptstadt. Santiago wir kommen!

Santiago de Chile: Hauptstadt Chiles und sowohl geografisch als auch kulturell das Zentrum des Landes. Hier leben mehr als 6 Millionen der knapp 18 Millionen Chilenen.

Unsere Anlaufstelle in Santiago ist der Stadtteil Maipu, wo die Eltern unseres Freundes Daniel wohnen.
Obwohl Nora und Victor uns nicht wirklich kennen und keine Ahnung haben, was auf sie zukommt, werden wir sehr herzlich und offen aufgenommen!
Vor dem Abendessen gibt es zuerst einmal einen von Victors berühmten Pisco Sours – sehr lecker!

Am nächsten Tag fahren wir gemeinsam zum Flughafen.
Wir holen dort Lenny ab, der uns in unserem Sabatical besucht und mit uns die nächsten vier Wochen reisen wird.

Die Zeit bei Nora und Victor vergeht wie im Fluge!
Sie kümmern sich rührend um uns Drei: zeigen uns die Sehenswürdigkeiten Santiagos, bekochen uns, Victor organisiert u.a. einen Revisionstermin in der KFZ-Werkstatt, Nora bessert für uns uns ein paar Kleidungsstücke aus, wir bekommen Hilfe beim weiteren Organisieren unserer Reise u.v.m.!

 

Als kleines Dankeschön, werden die beiden an einem Abend zur Abwechslung mal von uns bekocht!

 


Karamba, was für eine schöne Zeit mit zwei liebenswerten Menschen, guten Gesprächen, viel Spaß & leckerem Pisco!!!

 

Und schon geht´s wieder weiter.
Valparaiso wartet auf uns. Ist vielleicht nicht die schönste Stadt Chiles, aber auf jeden Fall interessant und durch die zahlreichen Graffittis ziemlich bunt. Hier liegt der wichtigste Frachthafen Chiles.

Das Beste an Valparaiso sind seine Hügel, von denen man die pazifische Bucht bis zum Nachbarort Vina del Mar überblicken kann.


Mit Fahrstühlen, die Passagiere in einer Art Zahnradbahn bergauf und bergab transportieren, besuchen wir die verschiedenen Stadtviertel. Vom Paseo Garvasoni, mit seinen historischen Häusern aus dem 19. Jahrhundert bietet sich ein schöner Blick auf die Stadt.

Nach drei Tagen verlassen wir Valparaiso mit gemischten Gefühlen: da es ein touristischer Hotspot ist, haben wir hier auch Touristennepp erlebt… d.h. überzogenen Preisvorstellungen und ein paar „merkwürdige“ Begegnungen… Schade! Diese Erfahrung mussten wir bisher auf unserer gesamten Reise noch nirgends machen!

Zurück geht es nach Santiago, um einen zweiten Camper anzumieten, denn wir wollen zu Dritt weiter in den großen Norden reisen und müssen dafür entsprechend mobil sein.