Paraguay / Osten

Mit der Fähre geht es nach Paraguay.
Zuerst kaufen wir am Hafen von Puerto Iguazu/Argentinien die Tickets, dann wecken wir den Zollbeamten, der gerade hinter seinem Schalter, mit dem Kopf auf den Armen, seine Siesta macht. Verschlafen stempelt er uns die Pässe ab und schaut dann erst hoch, wer eigentlich vor ihm steht. Anschließend geht es zur Zollabteilung für Fahrzeuge. Insgesamt brauchen wir für diese Prozedur 5 Minuten, da sich alles im Umkreis von 10 qm befindet.
An diesem Freitag transportiert die Fähre fünf Autos und wir sind die einzigen Touristen. Normalerweise wird sie von vielen Argentiniern zum Einkaufen im billigeren Paraguay genutzt, aber es ist Monatsende und daher kaum was los. Auf der Fähre kommen wir mit einem jungen Paraguayer (auf deutsch-spanisch) ins Gespräch: er heißt Wolfgang, hat deutsche Vorfahren und erzählt uns, wo es in Paraguay Deutsche, deutsche Dörfer (z.B. Nueva Germania) und deutsche Oktoberfeste mit Knödel und Cerveza gibt.

...mit der Fähre nach Paraguay
…mit der Fähre nach Paraguay

Nach 12 Minuten legen wir in Paraguay an, bekommen unsere Einreisestempel in den Pass und weiter geht´s zur Fahrzeugkontrolle. Wir folgen zwei Zollbeamten zur Hauptzollstelle.
Das Gebäude ist mit ca. 12 Zollbeamten besetzt. Es ist wie gesagt Freitagnachmittag, auch hier ist nix los und wir bekommen die Aufmerksamkeit aller Anwesenden. Den Schreibkram dürfen zwei junge Zollbeamte (Azubis?) übernehmen und Christine hilft ein bisschen beim Ausfüllen- ein Teil der Kollegen gruppiert sich um den Schreibtisch herum. Zwischenzeitlich geht Burkhard mit den übrigen Zollbeamten ans Auto. Auf Nachfrage öffnet er das Auto, zeigt alle wichtigen Dinge (Klo, Küche, Bett), verneint wahrheitsgemäß die Frage, ob wir Waffen und/oder Drogen dabei haben und schon wird er mit neugierigen Fragen und Vorschlägen für die Weiterreise überhäuft.
Nach Erledigung des offiziellen Teils, stehen alle um unsere große Paraguay-Karte herum und diskutieren gemeinsam, wo man am besten hinfahren kann, welche Straßen gut sind, usw. Zum Schluss kommt der Chef kauend um die Ecke, gibt ebenfalls gute Tipps ab und lässt uns von seinem „Chipa“, einem leckeren Mais-Anis-Kringel, probieren. So nett wurden wir noch nie am Zoll empfangen! Nach mehr als einer Stunde fahren wir winkend und von guten Wünschen begleitet weiter.

Auf dem Weg zum Tati Yupi Nationalpark halten wir noch kurz an einem Bankautomaten und heben unsere ersten Millionen ab (1 Euro sind ca. 6200 Guaraní).

Bei Ankunft auf dem Campinggelände, versagt plötzlich mit einem lauten Knirschen die Lenkung… Mist! Und das ausgerechnet in Paraguay! Burkhard krabbelt mit dem Hammer unter das Auto und macht es wieder notdürftig fahrtüchtig (der Satz: „Dieses Auto kann jeder Dorfschmied mit dem Hammer reparieren“ stimmt also!). Wir suchen uns erst einmal einen schönen Stellplatz (kein Problem- wir sind hier die Einzigen) und klappen unser Hochdach auf. Morgen ist auch noch ein Tag und das mit dem Auto wird schon werden.

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Als wir in unseren Schlafsäcken liegen, fällt uns erstmals auf, wie unterschiedlich hier die Vögel zwitschern. Einer klingt wie eine Adler-Schreibmaschine (Typ Record), ein anderer wie eine Trillerpfeife und der, den wir am lustigsten finden, so als ob jemand Flöte üben würde, ohne die Töne richtig zu treffen, kurz: Flöten-Hugo.

 

 

Am nächsten Morgen legt sich Burkhard unter den Cruiser, um den Schaden zu begutachten. Wie es aussieht fehlt nur eine Mutter am Querlenker, allerdings in Größe M16 – ausgerechnet die haben wir natürlich nicht dabei!

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Auch Hector, einer der Parkranger, hat in seinem Schraubenfundus keine passende Mutter, gibt uns aber den Tipp nach Hernandarias in eine Ferreteria zu fahren und dort danach zu suchen. Gesagt, getan. Die Mutter wird kurzfristig durch eine Schlauchschelle ersetzt. In der sehr gut sortierten „Agromecánica Erich“, in der man Ersatzteile für Landwirtschaftsmaschinen kaufen kann, werden wir fachkundig bedient und sofort fündig.

Da wir schon mal unterwegs sind, besichtigen wir noch die Sehenswürdigkeiten in Itaipú, dem Nachbarort.
Und zwar: das zweitgrößte Wasserkraftwerk der Welt (Itaipú-Dam), das Guaraní-Museum und den Zoo mit Tieren aus der Region (damit wir eine Idee davon bekommen, was einem so alles über den Weg laufen kann). All das gehört zum „Itaipú- Programm für Nachhaltigkeit (Integration, Umwelt, soziale Verantwortung)“ und ist kostenlos – d.h. wir müssen weder hier, noch im Tati Yupi Park (der auch zum Programm gehört) Eintritt oder Übernachtungsgebühren bezahlen. Paraguay ist ein tolles Land!
Zum Schluss kaufen wir noch im (gut bewachten) Supermarkt ein und und freuen uns sowohl über das vielfältige Angebot, als auch die (für uns) überraschend gute Qualität der Produkte:
es gibt frische Früchte (Guaven, Mangos, Ananas, Maracuias…), frisches Gemüse (Tomaten, Salat, Gurken, Maniok, Süßkartoffeln…), ungesüßte Milchprodukte, passende kleine Gaskartuschen für unseren Kocher u.v.m.…

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Dieser Wachmann ist keine Ausnahme – alle größeren Geschäfte werden hier von bewaffneten Sicherheitskräften bewacht. Soll einem ein Gefühl der Sicherheit geben…

Den Sonntag verbringen wir im Park.
Ab 8:00 rollen Busse und Autos an. Ihnen entsteigen Familien, Jugendgruppen und Pärchen mit Picknicktaschen, Sonnenschirmen und Getränken. Im Park werden verschiedene Aktivitäten (ebenfalls für alle kostenlos) angeboten: man kann zwischen Traktorfahrt mit Anhänger, Pferdekutsche und Fahrradtour wählen. Schon bald brutzeln die ersten Asados vor sich hin, man hört Gitarren & Gesang, auf den freien Flächen wird Fußball gespielt, der Eismann radelt vorbei, die Sonne scheint, die Vögel zwitschern… also alles in allem ein entspannter, schöner Sonntagnachmittag.

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Am späten Nachmittag gesellt sich Javier Cohler aus Ciudad del Este zu uns, bewundert unser Auto und gibt uns ausführliche Tipps zur Weiterreise in Paraguay. Als Jeepclub-Mitglied ist er viel in seinem 4×4 im Land unterwegs (am liebsten in der Regenzeit, wenn die unbefestigten Pisten glitschig wie Seife sind – macht mehr Spaß) und zeigt uns Fotos von seiner letzten Tour an durch Nordparaguay. 2015 ist er sogar bei der Trans-Chico Rallye mitgefahren. Als hauptberuflicher Lastwagenfahrer weiß er aber auch, welche Strecken problemlos zu befahren sind und bedauert mit Blick auf seine Offroad-Leidenschaft, dass es mittlerweile immer weniger unbefestigte Straßen gibt. Zum Abschied schenkt er uns einen hausgemachten „Cocido“ bestehend aus: Yerba Mate-Tee, Zucker und – zerriebener Holzkohle. Hört sich gewöhnungsbedürftig an, schmeckt auch so. Er wird heiß und mit einem Schuss Milch getrunken, was die Sache nur unwesentlich besser macht.
Weiter geht es Richtung Nordosten in das Unesco Biosphärenreservat Bosque Mbaracayú. Das Kerngebiet wird von der Moisés Bertoni Stiftung verwaltet. Vorrangiges Ziel des Reservats ist, sowohl die Biodiversität zu erhalten, als auch durch Forschung, (Umwelt-)Erziehung und Austausch von Informationen nachhaltig zum Schutz des atlantischen Regenwaldes beizutragen. (In Paraguay wurden innerhalb von 50 Jahren, 90% des Regenwaldes abgeholzt, u.a. um Platz für Soja- und Maisfelder zu schaffen. Vom ursprünglichen atlantischen Regenwald sind im Alto Paraná nur noch 7% übrig!)

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Um zum Naturreservat zu gelangen, fahren wir 200 km auf der Ruta 10 (rechts und links sind bis zum Horizont nur Mais- und Sojafelder zu sehen, Werbetafeln für Düngemittel und Schädlingsbekämpfung, viele Laster), 60 km Staubpiste und auf den letzten 32 km, für die wir über zwei Stunden brauchen, geht es ziemlich heftig über Stock und Stein und wir müssen letztendlich feststellen, dass die Koordinaten, die uns zum Bosque führen sollen, nicht so ganz stimmen…

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…aber wir fragen uns durch und kommen kurz vor einem Gewitter am Parkeingang an. Punktlandung! Angesichts der Wetterlage, mieten wir uns in der Lodge ein.

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Im Reservat gibt es neben Lodge und Forschungsstation auch ein pädagogisches Zentrum mit Internat für 14-20jährige junge Frauen, die hier eine dreijährige Ausbildung in „Ciencias Ambientales“ (Wissenschaften der Umwelt) machen können. Einige Schülerinnen kommen direkt aus der Region, andere haben längere Anfahrtswege.
Marianne, Schülerin des ersten Ausbildungsjahres, führt uns über das Gelände und stellt uns die Schule vor: momentan werden hier 120 Frauen ausgebildet, Träger ist die Moisés Bertoni Stiftung, die den Großteil der Finanzierung trägt und somit eine Ausbildung zu geringen Kosten ermöglicht. Normalerweise sei eine solche Ausbildung sehr teuer und nur für wenige erschwinglich.
Auf dem Stundenplan stehen Physik, Chemie, Castellano, Guarani, Hauswirtschaft, Grundlagen der Forschung, Mathematik, Informatik, Biologie und vieles mehr – insgesamt gibt es bis zu 23 verschiedene Fächer! Mit Abschluss der Ausbildung verfügen die jungen Frauen sowohl über ein breitgefächertes Wissen, als auch gute Verbindungen zu anderen Einrichtungen und Universitäten und können damit leichter mit einem weiteren, spezielleren Studium aufbauen. Marianne z.B. möchte danach Medizin studieren, andere spezialisieren sich auf den Bereich Ökotourismus oder gehen in die Forschung.

Jeden Morgen vor Unterrichtsbeginn um 6:15, singen die Chicas die paraguayische Nationalhymne. Auf meine Bemerkung, dass wir sie noch nie morgens gehört hätten, antwortete sie grinsend, dass das wohl mit ihrer morgendlichen Müdigkeit zusammenhänge, die den Gesang entsprechend klingen lasse. Außerdem erzählt uns Marianne stolz, dass ihre Fußballmannschaft dieses Jahr in Frankreich den vierten Platz im Damenfußball der Schulen belegt hat!

Typischer Blick aus unserem Fenster: alle Chicas gruppieren sich mit ihren Handys um unsere Lodge, weil dort der WLAN-Hotspot sitzt... - mit massiven Folgen für die Geschwindigkeit...!
Typischer Blick aus unserem Fenster: alle Chicas gruppieren sich mit ihren Handys um unsere Lodge, weil dort der WLAN-Hotspot sitzt… – mit massiven Folgen für die Geschwindigkeit…

 

Gemeinsam mit Eligio, einem Ranger des Parks, der mit seinem Motorrad vorfährt, machen wir eine Tour ins Innere des Reservats.
Aber zuerst einmal müssen wir 12km durchs Gelände fahren und da es am Tag vorher ziemlich geregnet hat, sind die unebenen Wege schlammig und voller großer Pfützen…

Am Ziel angekommen, wandern wir durch den Regenwald. Es zwitschert, quakt, raschelt und zirpt um uns herum, in den Bäumen blühen Bromelien, wir sehen mit Lianen behangene Urwaldriesen, große Farne, Bitterorangenbäume, probieren unbekannte Früchte, überqueren Bäche, finden Tierspuren, bunte Schmetterlinge, diverse Löcher in der Erde, eine große Echse, die sich auf einem Baumstamm sonnt.

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Der Rest der Tierwelt scheint uns aus den Tiefen des Urwalds zu beobachten, zeigt sich aber nicht…

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Eligio arbeitet seit 23 Jahren im Naturreservat und erzählt uns, dass es nicht ganz einfach war, dieses Naturschutzgebiet aufzubauen. V.a. musste in der Bevölkerung viel Überzeugungsarbeit geleistet werden, bestimmte Bäume nicht zu fällen. Kein Wunder: allein für das Holz eines Urwaldriesen (z.B. eines 200jährigen Lapacho) werden auf dem Markt 10 000 US Dollar bezahlt! Wir erfahren auch, dass dort, wo mittlerweile die Ruta 10 (s.o) verläuft, vor 5(!) Jahren noch kompletter Urwald war – wir sind – gelinde gesagt – geschockt. Das hier noch bis vor ein paar Jahren so massiv Regenwald abgeholzt wurde, war uns nicht bewusst!
Zum Abschluss unserer Exkursion, machen wir noch eine kleine Kanutour in der Lagune. Hier lebt eine Gruppe von 35 Kaimanen, die sich allerdings ebenfalls (glücklicherweise…) versteckt hält.

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Ach ja, ein Säugetier haben wir dann doch noch gesehen- lag aber leider tot auf auf dem Weg, Verkehrsunfall…: ein plattes Opossum…

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Am nächsten Morgen, um 6:00 starten wir unter Sixto Fernandez´ fachkundiger Führung eine ornithologische Exkursion. Es gibt viel zu hören: kreischende Papageien, das dunkle Knarzen eines Tukans, den Pajaro Campana (der Nationalvogel Paraguays!) mit seinem metallischen Ruf, das deutliche „ju..jui, juiju eines Steißhuhns (Tataupá Listado), es zwitschert überall und in der Ferne hört man ein paar Affen….

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Sixto ist Biologe und kennt den Park durch seinen Vater, der hier tätig war, seit Kindesbeinen an. Er arbeitet seit 17 Jahren im Reservat, betreut viele nationale und internationale Projekte und ist in ganz Paraguay unterwegs, um Flora und Fauna zu erforschen (sein Spezialgebiet: Jaguare). Er erzählt uns, dass der Bosque Mbaracayú der Nationalpark mit der höchsten Biodiversität in ganz Paraguay ist. Außerdem sei es der einzige, der in seiner Größe nicht nur auf dem Papier, sondern auch real als geschlossene Einheit existiert und funktioniert. Grund dafür sei u.a. auch die gute Ausbildung der Schülerinnen des Internats, die ihr Wissen über den Regenwald erfolgreich in ihre Familien transportieren, damit als Multiplikatoren in der Bevölkerung vor Ort dienen und dadurch wiederum eine viel höhere Akzeptanz des Parks in der Region bewirken.
Die meisten Parks in Paraguay seien zwar auf dem Papier zusammenhängend, aber in Wirklichkeit durch Straßen u.ä. ziemlich zerstückelt und hätten oft Probleme, Wilderer und Holzdiebe in Schach zu halten.

Sixto kann uns auch über die rätselhaften Vögel im Tati Yupi Park aufklären:
der „Flöten-Hugo“ heißt eigentlich „Urutaú Grande“ (Nyctibius grandios), ein Meister der Tarnung, wie er uns auf einem Foto zeigt. Da er ein Nachtvogel ist und nicht gut sehen kann, versteckt er sich tagsüber an Baumstämmen und hofft, dass man ihn nicht entdeckt. Selbst bei Berührung fliegt er tagsüber nicht weg.

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Grinsend erzählt er, dass der Vogel auf Guaraní so viel wie „jammernder alter Vogel“ heißt, und dass kleinen Kindern früher damit gedroht wurde, dass dieser Vogel sie mitnehmen würde, wenn sie nicht brav sind…

Der „Schreibmaschinenvogel“ ist der „Boyero Cacique“ (cacicus haemorrhus), der mindestens fünf verschiedene Rufe hat – der Schreibmaschinenruf ist sein Warnruf. Und die Trillerpfeife war kein Vogel, sondern eine Frosch.

Wir werden von ihm eingeladen, uns in der Forschungsstation Fotos und Videos der Nachtkamera-Fallen des Parks anzuschauen – und was wir sehen, haut uns aus den Socken: während wir nachts nichtsahnend in unserem Bett liegen und schlafen, treiben sich doch tatsächlich Tapire, Ameisenbären, Gürteltiere, Affen, Boas, Jaguare (z.Zt. 10 Exemplare), Pumas u.ä.… in unmittelbarer Nähe herum!

Die nächste größere Anschaffung wird unbedingt ein Nachtsichtgerät!

Nach fünf sehr schönen und erlebnisreichen Tagen im Reservat müssen wir uns leider wieder verabschieden und weiter geht´s…

Paraguay

Paraguay – das Land, bei dem es am schwersten war, überhaupt einen Reiseführer zu finden!
(Der Einzige, der einigermaßen aktuell ist, ist der englischsprachige von Margaret Hebblethwaite in der Zweitauflage von 2014.)

Und da fast niemand Paraguay kennt, hier- ganz pädagogisch- noch ein paar Infos:

Paraguay liegt im Herzen des Kontinents (angrenzende Nachbarn: Brasilien, Argentinien und Bolivien).

Das Land ist als einziges südamerikanisches Land bilingual: es werden Guarani und Spanisch gesprochen;
Der Rio Paraguay teilt das Land in einen östlichen Teil, in dem 97 % der Bevölkerung leben und einen westlichen (wüstenartigen) Teil, in dem sich die restlichen 3 % befinden.

Paraguay besitzt eine hohe Biodiversität. Man unterteilt in fünf Regionen: den wüstenartigen Chaco (im Westen), Pampas (große Grasflächen) im Süden, Cerrado (Trockenwälder) im Nordosten, Pantanal (Sumpflandschaft) im Norden und Atlantischer Regenwald im östlichsten Osten. Es gibt mittlerweile viele private und staatliche Naturschutzgebiete – allerdings gehört Paraguay auch zu den Ländern, in denen in den letzten 60 Jahren am meisten Regenwald abgeholzt wurde (es besteht nur noch 9% des ursprünglichen Bestandes!).
Sonstiges:

Das Nationalgetränk ist Tereré, eine Art kalter Mate-Tee:
Man bekommt einen Becher („guampa“), gefüllt mit zerstoßenen Teeblättern („yerba“), in dem ein spezieller Strohhalm aus Metall (mit Sieb) steckt („bombilla“), und die dazugehörige Thermoskanne mit Eis-Wasser. Dann wird der Becher mit ein paar Pumpstößen aus der Kanne aufgefüllt und fertig ist der Tereré. Ein weiterer Unterschied zum (heißen) argentinischen Matetee: Paraguayer trinken keinen Zucker drin.
(Wenn die Temperaturen unter 25 Grad liegen, gibt´s den Tee aber auch in heiß. Dann heißt er auch wieder „Mate“- aber immer noch ohne Zucker.)

Das Nationalinstrument ist die paraguayische Harfe, eine Abwandlung der barocken Harfe, die die Jesuiten zu Beginn des 17.Jahrhunderts nach Paraguay mitbrachten.
(Apropos Jesuiten: sie haben hier ganze Arbeit geleistet- 87% der Bevölkerung sind katholisch.)

Nationalsport Nummer 1 ist Fußball. Die Stärke der paraguayischen Nationalmannschaft liegt in ihrer unnachgiebigen Defensive.
(2011 kamen sie bei der Copa America ins Finale, ohne ein Tor geschossen zu haben.)

Ach ja, noch eine Besonderheit: bei Regen geht hier gar nix mehr.
Das heißt, wenn es regnet oder kurz nachdem es geregnet hat oder es so aussieht, als würde es regnen, gelten alle Aktivitäten automatisch als abgesagt (Schule, Arbeit, Verabredungen…), da die Straßen nicht mehr zu befahren sind. Das gilt vor allem für die Buckelpisten und Staubstraßen auf dem Land.
(Wobei es in Paraguay mittlerweile auch viele neue, geteerte Straßen gibt, die v.a. wichtige Verkehrsknotenpunkte verbinden. Selbst die Trans-Chico ist teilweise geteert.)

Und: Mittagessen gibt´s immer um 12:00.
Quasi wie dahemm.

Argentinien I

„ Wenn Sie…

– an der Uni zwölf Semester Spanisch studiert haben und jetzt einen Übersetzer brauchen, um ein Busticket zu kaufen,

– die Menschen um Sie herum mit einer Thermoskanne und einem Matebecher auf die Welt gekommen zu sein scheinen,

– der Straßenverkehr Ihnen vorkommt wie Bürgerkrieg auf vier Rädern,

– morgens, mittags und nachts, im Joghurt, auf dem Brot, im Kuchen, im Marmeladenglas Dulce de leche serviert wird,

– Sie vor einem Grillrost stehen, auf dem eine halbe Kuh geröstet wird, und der Gastgeber sagt: „Ich weiß nicht, ob das für uns beide reicht,

… dann sind Sie… in Argentinien.“ (s. „Gebrauchsanweisung f. Argentinien“ v. Christian Thiele)

Dem ist nichts hinzuzufügen. Eso es!

Argentinien / Misiones

Über Brasilien fahren wir nach Misiones, der Provinz im äußersten Nordosten Argentiniens, die im Dreiländereck mit Brasilien und Paraguay liegt.
Mit jedem Kilometer steigt auch die Temperatur.

Unser nächstes Ziel sind die Jesuiten-Reduktionen „Santa Ana“, „Nuestra Senora de Loreto“ und „San Ignacio Mini“ aus dem 17. Jahrhundert.
Diese drei Siedlungen, die den fruchtbaren Zusammenschluss der spanischen und der indigenen Guarani-Kultur bezeugen, gehören zum Weltkulturerbe der Unesco. Insgesamt gibt es im Grenzgebiet Argentinien/Brasilien/Paraguay 30 „Reducciones de Indios Guaranis“. Die Reduktion Santa Ana liegt am Dorfrand und damit quasi schon im Regenwald. Der Wächter von Santa Ana lässt uns vor dem Gelände kampieren und stellt uns netterweise auch Strom und Sanitäranlagen zur Verfügung. Auf dem Weg zu den Toiletten sollte man allerdings darauf achten, dass man nicht auf eine Viper tritt. Zur Abwechslung haben wir nachts jetzt mal über 30 Grad und können vom Winter- zum Sommerschlafsack wechseln…

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Weiter geht es nach Puerto Iguazú, dem argentinischen Eingangstor zu den berühmten Iguazú-Wasserfällen. Dank Temperaturen von 39,9 Grad im Schatten und hoher Luftfeuchtigkeit fühlen wir uns wie in einem riesigen Gewächshaus. Glücklicherweise verfügt unser nächster Stellplatz über einen kühlen Swimmingpool und eine Außendusche!

Der Ausflug zu den „imposantesten Wasserfällen der Welt“ (Reiseführer) ist wirklich sehr beeindruckend : über eine Länge von 2,7 km stürzen sich Dutzende kleinerer und größerer Wasserfälle bis zu 70m in die Tiefe. Dank der vielen, unterschiedlichen Wanderwege, kann man sie sich aus allen Perspektiven anschauen.

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Beeindruckend sind auch die Besucherzahlen – da sich die Anzahl der Besucher leider umgekehrt proportional zur Anzahl der zu beobachtenden Tiere verhält, müssen wir uns mit diversen Schmetterlingen und Nasenbären, die hier wirklich in Horden auftreten (allerdings um an den Picknickplätzen des Essen vom Tisch der Touristen zu klauen!) zufrieden geben.

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Kaum haben wir uns an die hohen Temperaturen gewöhnt, zieht auch schon die erste größere Regenfront auf.
Und wenn es hier regnet, dann richtig! Mit allem Drum und Dran: Platzregen, überflutete Straßen,Temperatursturz um 25 Grad, Sturmböen, Blitz und Donner. Es ist so heftig, dass wir uns mit dem Cruiser zum Übernachten unter ein Dach flüchten, sonst wäre es für uns im Hochdach ziemlich nass und windig geworden. Da es sich ordentlich einregnet, werden aus den geplanten drei Übernachtungen sechs. (In den Nachrichten wird zeitgleich von Überschwemmungen in 15 argentinischen Provinzen berichtet, sogar Buenos Aires ist davon betroffen – und bis dorthin sind es immerhin noch 2000 km!)
Wir vertreiben uns die Regentage mit Friseur-, Supermarkt- und Restaurantbesuchen.

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Den ersten Tag, der wieder einigermaßen trocken ist, nutzen wir zum Besuch der brasilianische Seite der Wasserfälle. Hier gibt es zwar nur einen Wanderweg, aber von dort aus hat man den schönsten Panoramablick auf die Cataratas und dank der vorangegangenen Tage führen sie jetzt noch viel mehr Wasser als sowieso schon!!!

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Unseren letzten gemeinsamen Abend mit Marie-Karmen und Julen lassen wir (na klar, wo sonst!) im Restaurant ausklingen und feiern damit gleichzeitig Marie-Karmens Geburtstag.
Am nächsten Morgen heißt es leider Abschied nehmen! Unsere beiden Lieblingsbasken fahren zu Freunden nach Buenos Aires und für uns geht es weiter nach Paraguay.

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Die beiden stellen Bilder ihrer Reise auf YouTube, hier der Link: