Chile / großer Norden

Da unser Toyota dummerweise nur Platz für Zwei hat, wir ab jetzt aber zu Dritt unterwegs sind, mieten wir uns für die nächsten Wochen einen schicken „Wicked Camper“ an.

Immer Richtung Norden, der Pazifikküste entlang, fahren wir nach „Punta de Choros“.

 

Von dem kleinen Fischerdorf aus, machen wir einen Ausflug in das „Reserva Nacional Pingüinos de Humboldt“, einem Naturschutzgebiet in dem man neben kleinen Humboldt-Pinguinen, Seelöwen und mit etwas Glück auch Wale sehen kann.
Mit dem Boot geht es zur Insel Damas und wir haben Glück – in unserer Nähe blasen Wale ihre Fontänen in die Luft und tauchen kurz auf! Allerdings zu kurz zum Fotografieren…

Über die Küstenroute fahren wir weiter in den „Parque Nacional Llanos de Challe“.
An der schönen „Playa Blanca“ gibt es einen netten Campingplatz, an dem wir ein paar Tage bleiben. Das Meer ist strahlend blau, aber leider nicht zum Schwimmen geeignet: zu kalt und zu unberechenbar sind hier die Strömungen.

Ab jetzt steigen wir wieder die Höhe:
unser nächstes Ziel ist der „Parque Nacional Nevada de Tres Cruces“.
Der Park ist einer der schwieriger zu erreichenden Parks in den Hochlanden. Aber, wer es bis hierher schafft, wird mit spektakulären Landschaften, mit Bergen von über 6000m Höhe und mit einem Blick auf den höchsten aktiven Vulkan der Erde – dem Ojos del Salado belohnt.

Auf dem Weg dorthin, legen einen ersten Übernachtungsstopp auf 2700 m ein, um uns an die Höhe zu gewöhnen.

Am folgenden Tag fahren weiter wir zur Laguna Santa Rosa.
Sie liegt auf 3800 m und an ihrem Ufer tummeln sich zahlreiche Flamingos. Die Nacht ist sternenklar, aber eiskalt – uns gefriert das Trinkwasser in den Flaschen…im Auto…

 

Aufgrund der Höhenlage und der dadurch bedingten unruhigen Nacht sind wir alle ziemlich gerädert. Trotzdem geht es nach dem Frühstück zügig weiter Richtung „Paso de San Francisco“ (4800 m), denn dort wollen wir über die Grenze, um ein paar Tage in Argentinien zu verbringen.
Vorher passieren wir noch auf 4200 m die „Laguna Verde“, einen smaragdgrünen See, in dem es kaum Tiere gibt, weil der Salzgehalt des Wassers so hoch ist.

Nicht nur uns macht die die Höhe etwas zu schaffen, auch unser Cruiser ächzt vor sich hin: er qualmt in allen Farben und ab und zu fährt er unruhiger und holpriger als gewöhnlich.
Der angemietete Wicked Camper kämpft mehr mit den schlechten, unbefestigten Wegen als mit der Höhe und fährt zügig unserer kleinen Kolonne voran.
Ok. Was so ein kleiner Mitsubishi-Camper kann, kann ein Toyota schon lange! Fuß auf´s Gas und los! Schließlich wollen wir ja auch irgendwann mal ankommen.
Der Arme quält sich hoch und gibt lautstark alles – und es kommt wie es kommen muss…

… auf 4700 m gehen plötzlich sämtliche Warnlichter an…
… es riecht verschmort und sehr viel weißer Qualm quillt aus der Motorhaube….

!!! Vollbremsung!!!

… kurz warten…und Motorhaube auf…wir sind auf´s Schlimmste gefasst!

Ein prüfender Blick in den Motorraum zeigt:
beide Wasserschläuche haben sich komplett verabschiedet und sind samt Schlauchschellen abgesprungen!

Auwei! Eine Panne auf dieser Höhe… – uns brummt sowieso schon der Schädel und keine Menschenseele in Sicht!
Um uns herum nur viel blauer Himmel, sauerstoffarme Luft, viel Sand, Steine und hohe schneebedeckte Berge…
(Wer jetzt welches Auto gefahren hat, wird an dieser Stelle nicht verraten…)

Ok. es hilft alles nichts. Lenny geht erfolgreich auf die Suche nach den abgesprungenen Schlauchschellen, die Schläuche sind auch schnell gefunden (glücklicherweise noch ganz!), ich fülle ein paar Wasserflaschen, Burkhard & Lenny basteln alles wieder zusammen und schütten fehlendes Wasser nach.

Alles ist jetzt repariert und mit Spannung erwarten wir den großen Moment….
… sicherheitshalber reden wir unserem Cruiser vorher noch gut zu und streicheln ihn ein wenig…
… Zündung an…
… und…
… der Cruiser läuft wieder!!! Gutes Auto!!!
(Wer an dieser Stelle glaubt: DIE haben aber viele Probleme mit ihrem Cruiser, sollte sich mal Reiseberichte von Landrover-Besitzern anschauen…)

Ab jetzt fährt Burkhard den Cruiser.
Es geht die letzten hundert Höhenmeter langsam und vorsichtig bis zum Paso de San Francisco weiter. Diesmal ist die Klimaanlage aus- und die Heizung angeschaltet.
Erfolgreich passieren wir die Grenze nach Argentinien.
Der Cruiser stinkt zwar immer noch ziemlich versengt, aber er fährt sich normal und scheint keine größeren Schäden davon getragen zu haben!

Allmählich können wir die tolle Landschaft wieder genießen und aufgrund der niedrigeren Höhe (und der Tatsache, dass wir keinen Kolbenfresser haben) auch wieder besser durchatmen.

Wir folgen der „Ruta de Seimiles“, Straße der Sechstausender, mit spektakulären Ausblicken auf 14 der 16 höchsten Berge Südamerikas…


Am Abend kommen wir total erschöpft im argentinischen Fiamballa an, gönnen uns ein Bad in einem der warmen Thermalbecken und fallen anschließend todmüde ins Bett – was für ein Tag!!!
Den folgenden Tag nutzen wir zum Cruiser checken, Wäsche waschen, Baden in den Thermen und Ausruhen.

Weiter geht es durch die schönen nordargentinischen Provinzen Tucuman, Salta und Jujuy.
Wir legen wieder einen Zwischenstopp in Cafayatte ein, fahren über die Quebrada de Cafayatte nach Salta…

… und von dort aus in die Schlucht der Farben, die „Quebrada de Humahuaca“.
In Purmamarca, einem kleinen Ort mitten in der Schlucht, verbringen wir einige Tage und machen Ausflüge in die Umgebung.

Auf dem Campingplatz lernen wir Deivi & Carol samt Töchtern kennen. Sie stammen aus Kolumbien, wohnen und arbeiten aber zur Zeit in Ecuador und sind zu Viert mit ihrem Fiat 147 und selbstgebasteltem Anhänger in Argentinien unterwegs. Eigentlich befinden sie sich auf dem Rückweg nach Ecuador, aber da sie leider ein Problem mit dem Motor haben, sind sie in Purmamarca hängengeblieben…
Wir kommen schnell in Kontakt und können vollen Herzens mitfühlen… mit Motorproblemen kennen wir uns bestens aus! Zum Trost gibt´s abends ein gemeinsames Essen mit Fernet-Cola. Geteiltes Leid ist halbes Leid!

 

Deivi erzählt uns, dass er und Carol als Friseure arbeiten. Neben seiner freiberuflichen Tätigkeit unterrichtete er auch angehende Friseure und Stylisten (deshalb haben sie auch ein bisschen Zeitdruck, da er rechtzeitig zu Schuljahresbeginn wieder in Ecuador sein muss…).
Als er uns Fotos von seiner Arbeit zeigt, fallen wir fast vom Hocker: Deivi und Carol stylen Models für Hochglanzmagazine, Videos, Modeschauen u.ä. – teilweise mit sehr ausgefallenen Frisuren, Bodypainting und allem Pipapapo!

Da wir zeitnah auf der chilenischen Seite unseren „Wicked Camper“ abgeben müssen, haben wir mittlerweile auch etwas Zeitdruck.
Um nach San Pedro de Atacama zu kommen, müssen wir wieder über die Hochanden fahren und zwar über den Paso de Jama (4700m).
Diesmal sind wir besser gegen die Höhe gewappnet. In unserem Gepäck befinden sich jetzt: Coca-Blätter, -Bonbons und -Tee.
Ganz leise werden Erinnerungen an die vorangegangene Passüberquerung wieder wach…mal schauen…

Aber unser guter Cruiser tuckert unaufgeregt und brav alle Serpentinen hoch und wieder runter!

Wir passieren den Zoll (die Formalitäten dauern diesmal schlappe zweieinhalb Stunden), fahren durch Schneeschauer, an Salzlagunen vorbei und kommen im Regen in der Atacama-Wüste, eigentlich eine der trockensten Wüsten der Welt, an.

Am späten Nachmittag geben unseren „Wicked Camper“ in San Pedro de Atacama ab und suchen uns vor Ort eine feste Unterkunft.

San Pedro de Atacama, eine kleine Siedlung mit etwa 1000 regulären Einwohnern, liegt in einer fruchtbaren Oase und war schon lange vor Ankunft der Spanier ein wichtiges Zentrum für die Indios.
Das heutige San Pedro stammt größtenteils aus der Zeit um 1760.

Von hier aus machen wir verschiedene Ausflüge vor Ort.

Einer dieser Ausflüge führt uns zu einem der schönsten Naturerlebnissen Chiles:
und zwar auf das 4.320 m hoch gelegene Geysirfeld Tatio, das ca. 100 km von San Pedro entfernt liegt. Da die Dampffontänen nur in der Morgendämmerung zu sehen sind, beschließen wir auf halber Strecke die Nacht zu verbringen und morgens früh weiterzufahren. Wir haben im Fahrzeug nur zwei Schlafgelegenheiten und so wird dies eine reine Vater-Sohn-Veranstaltung.


Auf dem Weg zu unserer Übernachtungsstelle auf 3300 m nehmen wir beim Trampen den Bauer Bartolomeo mit. Er will seine Ziegen in den Bergen zusammentreiben, um sie vor dem sich ankündigenden Gewitter zu schützen.
Welches Gewitter? Es sieht überhaupt nicht nach Regen aus… Wir wählen aber dennoch einen sicheren Übernachtungsplatz, auf dem wir nicht von herabstürzenden Wassermassen überrascht werden können.
Nach einer kleinen Wanderung in der näheren Umgebung gehen wir früh ins Bett – wir müssen ja um 4:30 Uhr schon wieder weiter … und der Weg soll nicht der Beste sein…
Die Nacht ist sehr kurz. Um uns herum donnert und blitzt es – aber wir sind aber selbst nicht vom Unwetter betroffen.

Am nächsten Morgen fahren in absoluter Dunkelheit und bei Nebel los. Der Weg wird immer schlechter, der Nebel immer dichter und es geht nur noch im Schritttempo voran.
Lenny leuchtet mit der Taschenlampe die rechte Wegseite ab, damit wir nicht den Abhang runter fahren. Hier nutzen selbst meine tollen LED-Scheinwerfer nix! Nach ca. 3,5 Stunden kommen wir endlich am Geysirfeld an und werden von den freundlichen Parkwächtern mit einem gewissen Erstaunen begrüßt: Wie habt Ihr den Weg hier herauf fahren können? Ist der Weg überhaupt noch zu befahren?

Wie dem auch sei – wir sind jedenfalls an diesem Tag so ziemlich die Einzigen und können ungestört unseren Plan umsetzen und ein paar Eier (in Herrensocken, Größe 44) im sprudelndem Geysirwasser zum Frühstück kochen.

 

Auf dem Rückweg nach San Pedro sehen wir jetzt erst bei Tageslicht, dass der Weg an einigen Stellen weggespült ist…. und der Cruiser hat uns bei Nacht und Nebel trotzdem sicher durchgeführt. Gutes Auto!

Bei einem kurzen Abstecher in ein Seitental können wir entlang des Flusslaufs etliche Tiere beobachten …

Vizcacha – eine Chinchilla-Art… sieht Vorne aus, wie ein Kaninchen, hinten hat´s einen Ringelschwanz und hüpft wie ein Känguru…

 

 


Zu guter Letzt machen wir noch bei Bartolomeo einen kurzen Halt und kaufen 2 kg äußerst leckeren Ziegenkäse – er konnte seine Tiere noch rechtzeitig in Sicherheit bringen!

 


Ehe wir uns versehen, ist die gemeinsame schöne Reisezeit mit Lenny schon zu Ende und wir müssen ihn wieder zum Flughafen (diesmal nach Calama) bringen, von wo aus er über Santiago den Rückflug nach Deutschland antritt. Tschüss Lenny!

Da das Wetter in San Pedro besser geworden ist, bleiben wir noch einige Tage und schauen uns anschließend noch ein bisschen in der Gegend um.
Wir besuchen u.a. ein kleines, aber sehr interessantes Meteoritenmuseum, die „Cordillera del Sal“ und das „Valle de la Luna“.