Kurz hinter der kolumbianischen Grenze fahren wir durch den kleinen Ort „El Charco“.
Am Ortseingang werden wir von einer überdimensionierten winkenden Meerschweinchenfigur begrüßt. Mmmm? Beim Weiterfahren löst sich das Rätsel. Die lokale kulinarische Spezialität ist hier „Cuy asado“ – gegrilltes Meerschweinchen. Der Geschmack begeistert uns nur mäßig. Erinnert etwas an trockenes Hühnchen mit Fischgeschmack.
Nach dem Mittagessen geht es weiter zum „Santuario de Nuestra Senora de Las Lajas“, einer neugotischen Kirche, die direkt am vertikalen Felsen in einem Canyon des Rio Guataíra gebaut wurde. Sie ist der bekannteste Wallfahrtsort Kolumbiens und vor allem an Ostern sehr gut besucht.
(Am besten haben uns dort aber die extrovertiert gekleideten Lamas auf dem Marktplatz gefallen, die im Gegensatz zu ihren bescheidenen mit Bommeln dekorierten Verwandten in Bolivien, Glitzerumhänge und goldenes Krönchen tragen- dummerweise haben wir davon kein Foto gemacht!)
Am nächsten Tag fahren wir weiter Richtung Norden.
Wir werden an diesem Tag mehr als 12 Stunden im Auto unterwegs sein, aber das wissen wir jetzt noch nicht. V.a. die Strecke zwischen Pasto und Mocoa hat es in sich. Allein für diese 84 Kilometer brauchen wir viereinhalb Stunden!
Die unbefestigte Straße schlängelt sich über die Kordilleren in engen Serpentinen bergauf und bergab. Viele Leitplanken sind eingedellt, abgebrochen oder ganz durch Absperrband ersetzt. Immer wieder gibt es Streckenabschnitte, die nur Platz für ein Auto lassen und mehrfach müssen wir wieder rückwärts fahren, um den Gegenverkehr (u.a. LKWs) vorbeizulassen.
Einmal kommen wir hinter einer engen Kurve nur knapp 10 cm vor einem LKW zum Stehen, quasi Schnauze an Schnauze. Zur Talseite hin sieht man Erdrutsche und es geht steil hinab. Als wäre das nicht genug, kommen zeitweise auch noch dichter Nebel und Regen dazu.
Aber es hilft alles nichts- Augen zu und durch!
Als wir abends in dem Dorf San Agostin ankommen, ist es schon längst dunkel und wir fallen todmüde in unsere Schlafsäcke!
Am nächsten Tag besichtigen wir am Ortsrand eine der bedeutendsten und zugleich geheimnisvollsten archäologischen Fundstätten des Kontinents.
Hier lebte in vorkolumbianischer Zeit eine indigene Zivilisation, die San Agostin als Zeremonienstätte nutzte und riesige aus Lavastein und Basalt gehauene Statuen sowie Grabanlagen und Erdwälle schuf.
Nach einer sehr interessanten und ausführlichen Besichtigung des Geländes, kehren wir zu unserem Auto auf dem nahegelegenen Parkplatz zurück.
Merkwürdig. Am rechten Vorderrad steht eine kleine Ölpfütze…
Als Burkhard sich auf die Suche nach der Ursache macht, muss er feststellen, dass beide Lenksattel – normalerweise auf jeder Seite von jeweils 4 Schraub-Bolzen gehalten – jetzt nur noch von einem Bolzen (rechts) und 3 ziemlich losen Bolzen (links) gehalten werden…- eindeutiger Materialverschleiss durch die Fahrt auf der unbefestigten, kurvenreichen Strecke vom Tag zuvor.
Beim Gedanken daran, was passiert wäre, wenn sich dort noch mehr Bolzen gelöst und somit die Lenkung versagt hätte, wird uns ganz schlecht…
Ganz vorsichtig fahren wir den Cruiser (auch hier wieder über Serpentinen) zurück zum Campingplatz und suchen uns einen Mechaniker. Er ist schnell gefunden, muss die passenden Ersatzteile allerdings im Nachbarort besorgen. Mit dem Versprechen in zwei Stunden zurück zu sein, zwitschert er mit dem Vorschuss für die Ersatzteile ab.
Allerdings werden aus den versprochenen zwei Stunden zwölf, da erstens alle kolumbianischen KfZ-Mechaniker (laut Campingplatzbesitzer) gerne mal was trinken und zweitens im Nachbarort heute großer Markt ist. D.h. die Kombination aus beidem ist in unserem Fall zeitlich ungünstig.
Während wir auf den Mechaniker warten, lernen wir einen jungen deutschen Motorradfahrer kennen. Beim Smalltalk stellen wir fest, dass wir dieselbe Strecke (Pasto- Mocoa) gefahren sind. Er erzählt uns, dass er dort mit seinem Motorrad bei einem Ausweichmanöver den Abhang abgerutscht ist, aber Gott sei Dank vorher abspringen konnte! Das Motorrad hat sich mehrfach überschlagen und kam erst 35m tiefer zum Liegen. (Ein LKW der ein paar Stunden später die gleiche Stelle passierte, hatte leider weniger Glück.)
Die Strecke sei übrigens weltweit berüchtigt. Man nennt sie auch „Trampolin de la muerte“ (Trampolin des Todes) – auf diese Information hin brauchen wir erstmal einen Schnaps!
Mit Anbruch der Dunkelheit trifft auch wieder unser Mechaniker mit den Ersatzteilen ein. Er ist leicht angeschickert repariert aber alles tadellos, so dass wir am nächsten Morgen weiterfahren können.
Weiter geht´s in die „Desierto de Tatacoa“, eine wüstenartige Gegend mit vielen Kakteen.
Hier verbringen wir eine ruhige Nacht unter Geiern, bevor es nach Bogota weitergeht.