Kolumbien / Östliches Hochland

Nordöstlich von Bogotá bildet die Ostkordillere das zerklüftete Rückgrat zwischen dem tropischen Tiefland der Llanos im Osten und dem breiten Becken des Rio Magdalena im Westen.
Unser Weg führt uns über viele Serpentinen bis in die Region Santander. Das nach dem Unabhängigkeitshelden Francisco de Paula Santander benannte Departamento ist mit seinen steilen Gipfeln und tief eingeschnittenen Flusstälern eine der bergigsten Regionen Kolumbiens.

Die kulinarische Spezialität dieser Region sind geröstete Ameisen (Hormigas Culonas), die überall an den Straßenrändern und an den Mautstellen angeboten werden.

Wir landen in San Gil, dem Zentrum des aufblühenden Abenteuersports.
Auf einem märchenhaften Stellplatz, unter mit Bartflechten behangenen Bäumen, übernachten wir am Ufer des Rio Fonce.

 

Am nächsten Tag wollen wir Kanu fahren, finden aber nur Rafting-Anbieter – auf reißerische Wasser-Achterbahnfahrten haben wir (und speziell ich!) allerdings gar keine Lust. Ein normales Kanu ist trotz längerer Suche nirgends aufzutreiben.
Aber die Lust mal wieder auf´s Wasser zu gehen siegt und da wir an diesem Tag die einzigen Kunden sind, vereinbaren wir letztendlich mit einer der vielzähligen Rafting-Agenturen ausdrücklich, dass wir eine ruhige Tour machen wollen. Sprich eine „Rentnertour“, ohne Action, gaaaaaanz gemütlich den Fluss entlang paddeln und die Landschaft anschauen. Halt so, wie beim Kanufahren.
Ok, kein Problem!

Es fängt damit an, dass wir kein Kanu, sondern so ein komisches Gummi-Raftingboot bekommen und uns ein jung dynamischer Begleiter zur Seite gestellt wird. Bei den Trockenübungen am Flussufer merke ich schnell, dass ich selbst an Land auf dem unbequemen dicken Rand des Bootes überhaupt nicht stabil sitzen und gleichzeitig paddeln kann. Was soll das nur werden, wenn sich das Boot bewegt? Und der Rio Fonce führt momentan ziemlich viel Wasser und schlägt schon ohne Stromschnellen ordentlich Wellen. Ich melde meine Bedenken an. Die Antwort: Si, si. No problema! No se preocupe! (Keine Sorge!)

Von wegen „no problema“ – irgendwas scheint bei der Kommunikation von Anfang an grundlegend schief gelaufen zu sein.

Unser Begleiter manövriert uns bereits 200 m nach dem Start so in die erste Stromschnelle hinein, dass das Boot heftig zur Seite schlägt, ich das Gleichgewicht verliere, auf Burkhard stürze und wir beide dadurch im hohen Bogen ins Wasser fliegen.
Danach herrscht gefühltes Chaos – ich habe die Orientierung verloren, sehe nur noch Wasser und Felsen, tauche kurz auf, schnappe nach Luft, die Strömung zieht mich mit, werde erneut untergetaucht, schlucke Wasser, die Wellen schlagen über mir zusammen… dann sehe ich irgendwann Burkhard, er packt mich an meiner Rettungsweste und zieht mich sicher zum Boot zurück, das jetzt auch wieder in Reichweite ist.
Nach dieser Aktion sitzt mir der Schreck so tief in den Knochen, dass ich mich weigere, mich noch einmal auf diesen beschissenen Gummibootrand zu setzen, um weiter zu paddeln. (Wahrscheinlich hat der Zwischenfall vom Ufer aus total harmlos ausgesehen…) Also paddeln nur noch die zwei Männer weiter, während ich vor mich hin schimpfend in der Mitte des Bootes sitze und am liebsten direkt an Land gehen würde.

Tja. Dummerweise hat die Fahrt auf dem Fluss hat ja erst angefangen und die „besten“ Stromschnellen liegen noch vor uns… – na toll!
Unser jung dynamischer Begleiter versucht mich aufzumuntern und mir die Angst zu nehmen, indem er vor jeder Stromschnelle johlt und die Arme freudig hochwirft – am liebsten würde ich ihn im Fluss versenken!
Nach einer Stunde (die mir wie eine Ewigkeit vorkommt) kommen wir (ohne weitere Zwischenfälle) am Ufer an und können endlich aussteigen. Ich hasse Rafting!
(Im Nachhinein hätte uns schon das Werbevideo des Anbieters misstrauisch werden lassen müssen: man sieht ein vollbeladenes Boot schnell durch wild aufgeschäumtes Wasser fahren und im nächsten Moment fliegen alle Touristen ins Wasser.)

Auf dem Landweg geht es am folgenden Tag weiter. 20 km von San Gil entfernt liegt Barichara.
Dieser schmucke kleine Bergort, der sich an den Hang des Canyon Rio Suarez schmiegt, gilt als Kolumbiens schönstes Kolonialdorf und ist seit 1978 Nationaldenkmal.

Von unserem nächsten Campingplatz, der am Rande des des „Canon de Chicamoya“, dem tiefsten Canyon Kolumbiens liegt, haben wir einen tollen Blick ins Tal und auf die „Mesa de los Santos“.

Hier bleiben wir ein paar Tage, schauen uns die kleine Kaffeeplantage an, zu der der Stellplatz gehört und genießen die angenehmen Temperaturen, bevor es ins heiße karibische Tiefland weitergeht.